Archiv der Kategorie: München und Umgebung

Hoher Besuch in Schwabing!?

Eigentlich wollte ich hier nur eine Sammlung von Fotos machen, die ich vom Olympiaturm aus geschossen hatte. Beim Bearbeiten der Bilder fiel mir allerdings ein Detail auf, dass wohl die gesamte Weltöffentlichkeit interessieren wird.

Seit Wochen schon fehlt vom russischen Machthaber Wladimir Putin jede Spur. Mitten im Kleingartenverein am Olympiaturm, nördlich der Neubausiedlung am Ackermannbogen, sah ich bei genauerem Hinschauen einen Mann zu Pferd, der eine frappierende Ähnlichkeit zu Wladimir Putin hat:

Die Kleingartensiedlung am Ackermannbogen hat einen prominenten Besucher

#WhereIsPutin

Vergrößerter Ausschnitt

Ob der Mann nun tatsächlich der gesuchte Politiker ist, weiß ich nicht, die anderen Eindrücke gibt’s dann im nächsten Beitrag.

Die ungeliebte Arbeit

Morgens um fünf Uhr, wenn die bitterkalte Winternacht unsere Welt noch fest im Griff hat, sind U-Bahnhöfe ein wahrer Melting Pot. Die letzten Nachtschwärmer überlassen mehr und mehr den Frühaufstehern das Feld, der Geruch von Schweiß und Alkohol weicht den oft nicht weniger penetranten Duftwolken von Deodorant und Rasierwasser.

Zu den Frühaufstehern gesellt sich an diesem Donnerstag Morgen auch eine Gruppe von drei Fahrgastzählern, deren Aufgabe es ist, die Anzahl der Personen in den ersten U-Bahnen des Tages zu ermitteln. Sie sitzen auf einer Bank im U-Bahnhof Messestadt West. Sobald sich eine stadteinwärtige Bahn ankündigt, verteilen sie sich über den Bahnsteig und zählen die ihnen zugeteilten Wagen des Zuges.

Eine U6 verlässt den Schwabinger U-Bahnhof Münchner Freiheit

Schon bald fällt ihnen ein etwa dreißigjähriger Mann auf, der von einer langen und wohl alkoholbestimmten Nacht gezeichnet ist. Er hockt auf einer der Sitzbänke und gönnt sich eine weitere Flasche Augustiner. Sein Hemd ist durchgeschwitzt, der glasige Blick ist stur an die Betonwände der Station gerichtet.
Mehrere U-Bahnen fahren vorbei, doch der Mann macht keine Anstalten, einsteigen zu wollen.

Gegen halb sechs Uhr kommt Bewegung in diese Szenerie. Eine weitere Bahn fährt ein, die Fahrgastzähler begeben sich auf ihre Positionen. Eine von ihnen, sie ist angehende Lehrerin, stellt sich hierzu einige Meter neben den Betrunkenen und notiert die Anzahl der Fahrgäste auf einem Blatt Papier.
In diesem Moment stößt der unbeholfene Mann die vor ihm auf dem Boden stehende Bierflasche um, der süßlich riechende Inhalt verteilt sich über den Bahnsteig. Davon verständlicherweise verärgert greift er die nun fast leere Flasche und murmelt “Böses Bier!”
Diese Zurechtweisung der eigentlich unschuldigen Bierflasche reicht ihm jedoch nicht an Bestrafung. Er wirft sie mit all seiner Kraft gegen die abfahrende U-Bahn. Nur knapp verfehlt er dabei die Fahrgastzählerin.

Überrascht und verunsichert von diesem Wutausbruch treffen sich die drei Zähler wieder an der angestammten Position in der Mitte vom Bahnsteig. Sie beraten sich, wie mit der Situation am besten umzugehen sei. Gerade als das Team die Entscheidung fällt, die U-Bahn-Wache zu verständigen, scheint sich die Problematik von selbst zu lösen. Zwei Männer mit Uniformen einer privaten Sicherheitsfirma nähern sich dem Betrunkenen und sprechen ihn an. Was gesprochen wird können die drei nicht verstehen, doch der Mann scheint einsichtig.

Erleichtert begeben sich die angehende Lehrerin und einer ihrer Kollegen, ein mittelmäßiger Blogger, an die Oberfläche, um eine Zigarette zu rauchen. Noch während die beiden das eben Erlebte diskutieren, sehen sie den Trunkenbold in Begleitung der beiden Security Mitarbeiter die Rolltreppe herauffahren. Er hat trotz der Hilfe seiner neuen Begleiter massive Probleme, sich auf den Beinen zu halten. Oben angekommen bleibt das Trio in der Nähe der beiden Fahrgastzähler stehen und ermöglicht ihnen so, folgenden Dialog mitanzuhören:

Security

“Sag mal, spinnst du komplett? Wir haben in 30 Minuten Dienstbeginn!”

Betrunkener

“Gott, ich hasse es, als Messe-Security zu arbeiten. So ein Scheißjob!
[kurze Pause] Ach was soll’s! Ich hol’ mir noch zwei Bier, dann können wir anfangen.”

Zu Fuß ins Alpenvorland

Eine Patchwork-Kurzgeschichte von Lena Krupicka (kursive Textabschnitte) und mir.

Für das Wochenende sind deutlich zweistellige Temperaturen angekündigt, der Oktober zeigt sich nochmal von seiner warmen und sonnigen Seite. So beschließen er und eine Freundin, am Sonntag eine Wanderung durch das Isartal zu machen. Der Startpunkt ist schnell gefunden, die Isarbrücke bei Grünwald. Über ein mögliches Ziel haben sie sich keine weiteren Gedanken gemacht.
Der Nebel lässt noch alles in einem feuchten Grau verschwinden, als er sich um sieben Uhr morgens auf den Weg zur Bahn macht. Die S-Bahn ist leer, nur wenige Menschen sind um diese Uhrzeit unterwegs. Er erreicht nach zwanzig Minuten Fahrt die Station Höllriegelskreuth, den geplanten Treffpunkt. Doch von seiner Begleiterin ist nichts zu sehen.

Sie schält sich aus der Bettdecke, gut geträumt hat sie nicht. Irgendwie bereitet ihr der kommende Tag Sorgen, sie musste beim gleichen Vorhaben vor ein paar Tagen umkehren. Es war zu nass und kalt gewesen. Sie hatte, naiv wie sie war, keine regendichte Kleidung mitgenommen. Hastig zieht sie sich an. Sie will ihren Begleiter nicht warten lassen.
Als sie erstmals die Füße vor die Tür setzt, beruhigt sich ihr negatives Bauchgefühl wieder. Die Luft ist frisch und angenehm, Die Klamottenschichten halten sie warm. Zügig führen ihre Schritte zum Bahnhof. Ungewöhnlich viele Menschen für einen Sonntagmorgen. Das schlechte Gefühl von vorhin meldet sich wieder: irgendetwas stimmt hier nicht. Sie steigt die Stufen zum Bahnsteig hinauf, schaut auf die Anzeigetafel: Zwei S-Bahnen fallen aus, die nächste kommt in vierzig Minuten. Murmelnd erzählt eine wartende Frau, dass sie schon seit einer Stunde hier stünde, die angekündigten S-Bahnen fallen immer wieder aus. Zwei Menschen mit Koffern rufen gerade ein Taxi. Sie verflucht sich, dass sie ihr Handy zuhause hat liegen lassen. So kann sie ihren Begleiter nicht kontaktieren. Es muss irgendwo bei ihrem Bett verschollen sein. Sie hatte nicht mehr die Zeit gehabt es zu suchen.

Das Grundgerüst ist erhalten, den Rest hat sich die Natur geholt.

Es ist kalt auf dem Bahnsteig in Höllriegelskreuth. Links ist der Bahnhofsvorplatz, der diesen Namen im Grunde nicht verdient hat, rechts liegen die ausgedehnten Gebäude eines großen Chemiekonzerns. Da seine Begleiterin auch auf ihrem Handy nicht erreichbar ist, besinnt er sich auf die Strategien aus der Zeit vor Erfindung des Handys. Er studiert den Fahrplan und sieht, dass er der nächsten S-Bahn eine Station entgegen fahren kann. So erspart er sich das Warten an diesem trostlosen S-Bahnhof. Weiterlesen